Interview: 5 Fragen an Maximilian Böltl, erster Bürgermeister von Kirchheim bei München

„Die S-Bahn im Münchner Osten kann so viel mehr“

Als erster Bürgermeister von Kirchheim bei München und Sprecher des S-Bahn Bündnis Ost haben Sie besondere und tiefe Einblicke in dieses Projekt. Zeigen Sie unseren Lesern doch nochmal auf, welche Vorteile dieser Ausbau für die Stadt München und die gesamten Gemeinden im Münchner Osten hat.

Maximilian Böltl: Bleibt die S-Bahnstrecke zwischen München Ost und Markt Schwaben weiterhin zweispurig und die Messe München wie bisher nur per Auto und U-Bahn angebunden, gibt’s bald einen Verkehrskollaps. Und damit dauerhaft Stau, Gedränge, Warterei und Ärger bei allen Bewohnern und Besuchern. Heute schon sind S-Bahnen, Straßen und die U-Bahn rappelvoll – und das nicht nur zu Messezeiten. Da sind Kapazitäten einfach am Ende. Gleichzeitig ist der Ballungsraum München so attraktiv, dass immer mehr Betriebe kommen – und mit ihnen weitere Bewohner.

Mit diesem Wachstum muss die Verkehrsinfrastruktur Schritt halten. Wir Verantwortlichen im Münchner Osten – Landräte, Bürgermeister, die Messe München, die Handwerkskammer und die IHK – werben daher seit 2015 nachdrücklich für den vierspurigen Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen München Ost und Markt Schwaben und die Anbindung der Messe München an die S-Bahn. Dies wird dem Münchner Osten und der Metropolregion großen Nutzen stiften. So wird die S2 dann im 15-Minuten-Takt fahren, wir nutzen die Verstärkung der zweiten Stammstrecke auch im Münchner Osten, und ausländische Besucher brauchen vom Flughafen zur Messe nur noch einmal umsteigen. So verteilen sich die Menschen auf deutlich mehr S-Bahnzüge.

 

Den Grundgedanken für diesen Ausbau und die Erhöhung der S-Bahn Taktfrequenz auf zehn Minuten gibt es schon seit den 1990er Jahren. 2015 wurde das Bündnis zum Ausbau ins Leben gerufen. Nun schreiben wir das Jahr 2019. Wie nah sind Sie Ihrem Ziel?

Maximilian Böltl: Wer Bahnstrecken erweitern will, braucht langen Atem. Den haben wir im S-Bahn Bündnis Ost. Beim Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen München Ost und Markt Schwaben brauchen wir den Bund und die Deutsche Bahn – denn dieser Abschnitt ist essentiell für den transeuropäischen Eisenbahnverkehr auf der Magistrale Paris – München – Wien – Budapest. Der vierspurige Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen München Ost und Markt Schwaben und die Anbindung an die Messe München gehören daher als Teil des Bahnknoten München in den Bundesverkehrswegeplan 2030. Darüber habe ich 2016 persönlich mit dem damaligen Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt in Berlin gesprochen – unser Anliegen wird in der Hauptstadt gehört. Außerdem haben wir ein Gutachten über diesen Bahnengpass in Auftrag gegeben, um unsere Argumente empirisch noch weiter zu stärken. Zudem unterstützen uns überparteilich Kreistage, Landtags- und Bundestags-Abgeordnete, Unternehmer, Verbände, Bürgerinnen und Bürger sowie Organisationen wie Green City. Mit dieser Power werden wir unser Anliegen weiter mit starker Stimme vortragen.

 

Bei so einem wichtigen und großen Projekt muss viel zur Realisierung passieren. Was war bis dato die größte Herausforderung und wie wurde sie gemeistert?

Maximilian Böltl: Der vierspurige Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen München Ost und Markt Schwaben und die Anbindung der Messe München an die S-Bahn ist ein Langstreckenlauf – in der Argumentation, in der Einbindung der Unterstützer, in Planung und Realisierung. Bahnprojekte wie die Neufahrner Kurve, die im Dezember 2018 nach vielen Jahren der Diskussion und Vorbereitung eröffnet wurde, zeigen das. Bei einem Langstreckenlauf brauchen wir vor allem Kondition – und, um im Bild zu bleiben, jede Steigung bietet uns die Chance; zu zeigen, wie fit wir sind. Wir haben in der Argumentation und in der Einbindung der Unterstützer schon viel gemeistert. Und wir werden dranbleiben. Die Vorfreude auf den ersten Spatenstich steigt.

 

Was ist Ihre Vision für den Münchner Osten?

Maximilian Böltl: Im Münchner Osten ist Lebensqualität zuhause. Und dazu tragen ganz viele bei. Die Menschen, die hier wohnen, die Unternehmen, die hier wirtschaften, die Messebesucher und -aussteller, die hier neue Märkte prägen, die Erzieher, Lehrer, Krankenschwestern, Pfleger, Ärzte und viele weitere, die täglich für uns und unsere Kinder da sind. Dazu die Musiker, Sportler, Künstler und die vielen Ehrenamtlichen in den Vereinen und Initiativen. Wir alle gestalten den Münchner Osten. Ein lebendiges Miteinander, viel Begegnung, Austausch und Die-Dinge-Voranbringen. Meine Vision ist, dass dieser quicklebendige Münchner Osten in der Balance all dieser Elemente stark ist und bleibt. Die Anbindung durch die S-Bahn ist dazu ein ganz wesentliches Element. Denn die S-Bahn im Münchner Osten kann so viel mehr.“

 

Zum Schluss erlauben Sie mir eine persönliche Frage. Erzählen Sie mir von Ihrem Highlight mit der S-Bahn München?

Maximilian Böltl: Klar, als ich Student war und in München gearbeitet habe, bin ich noch häufiger S-Bahn gefahren als heute. Dabei habe ich die S-Bahn immer wieder als einen besonders sozialen Ort erlebt – wenn zum Beispiel jemand einer Mutter beim Tragen des Kinderwagens hilft, ein Jugendlicher einer älteren Frau den Platz anbietet oder bei strömendem Regen am Bahnsteig mehrere unter einen großen Schirm schlüpfen. Einfach schön. Und oft habe ich Bekannte im Zug getroffen. Auch dieses aktive Miteinander wird durch den vierspurigen Ausbau der S-Bahnstrecke zwischen München Ost und Markt Schwaben noch einmal gestärkt. Denn wenn die Züge alle zehn Minuten kommen und nicht immer rappelvoll sind, steigt auch die Laune. Wir freuen uns drauf …

 

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