Alle acht Verbund-Landräte, Münchens Oberbürgermeister und Bayerns Verkehrsminister waren zum Start des neuen MVV-Tarifsystems an den Marienplatz gekommen. Eine Riesen-Torte für die Kunden. Und es gibt noch viel zu tun.
Mobil sein nicht nur in der Landeshauptstadt, sondern in der ganzen Region München, das ist ein wichtiges Anliegen für die Zukunft.
Die Bevölkerung in der Region München wächst rasant weiter und damit nehmen auch die Verkehrsprobleme auf den ohnehin schon überlasteten Verkehrswegen zu. Die S-Bahn ist hier das Rückgrat des Öffentlichen Personennahverkehrs. Doch es schmerzt viele Nutzer, denn sie hat ihre Kapazitätsgrenzen erreicht. Im Münchner Norden haben sich deshalb 30 Kommunen aus den Landkreisen Dachau, Freising, München und die Landeshauptstadt München zusammengeschlossen. Eineinhalb Jahre lang haben sie an einem gemeinsamen Zielkonzept für die Verkehrs-, Siedlungs- und Landschaftsentwicklung gearbeitet, das bis ins Jahr 2030 reicht. Am 16. Oktober haben sie dazu eine gemeinsame Abschlusserklärung unterzeichnet: „Erklärung der Kommunen im Raum München Nord.“
Das ist ähnlich wie im Münchner Osten, wo sich auf Initiative der Messe München seit 2015 Gemeinden, Landkreise und viele Unterstützer im S-Bahn-Bündnis Ost organisieren.
„Wir ertrinken im Verkehr“, klagt der Bürgermeister von Unterföhring, Andreas Kemmelmeyer. Er hofft auf eine Besserung durch das gemeinsame Konzept. Darin haben die Partner deutlich herausgearbeitet, dass die derzeitigen Planungen zum Ausbau der Infrastruktur „nicht ausreichen“ würden, um „spürbare Verbesserungen im Verkehrssystem im Norden Münchens sowie seinen Nachbarkommunen zu erzielen“. Es gehe auch darum, für Pendler das System aus Bussen und Bahnen attraktiver zu machen.
Daher fordern sie in ihrer gemeinsamen Erklärung:
Die Kommunen wollen auch selbst aktiv werden. Deshalb sichern sie zu, in Zusammenarbeit mit Bund und Freistaat gemeinsame, eigene Pilotprojekte kurzfristig anzustoßen und umzusetzen.
Hierunter fallen unter anderem diese Ideen:
Sie alle stehen vor großen Herausforderungen. Nur mit besseren Rahmenbedingungen könnten Bund, Freistaat und Kommunen auf den zunehmenden Individualverkehr und Mobilitätsbedarf sowie auf das stetige Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in der Region München wirkungsvoll reagieren. Das Verkehrskonzept ist somit für alle Beteiligten ein Leitfaden, um auch mittel- und langfristig die verkehrlichen Herausforderungen angehen zu können.
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Eine neue Mobilitätsstudie des bayerischen Verkehrsministers Hans Reichhart (CSU) gewährt neue Einblicke über die Mobilität und die bevorzugten Verkehrsmittel. Read more
Bayern und Baden-Württemberg setzen derzeit gemeinsam ein infrastrukturelles Großprojekt auf, das künftig knapp eine halbe Million Menschen näher zusammenbringen soll. Unter der Ägide der Verkehrsminister von Bayern und Baden-Württemberg soll „Regio-S-Bahn Donau-Iller“ in Zukunft sechs Landkreise und die Städte Ulm und Memmingen miteinander verbinden.
Starten wird das Projekt Ende 2019 mit einer Kosten-Nutzen-Analyse: Wie viele Pendler werden die Regio-S-Bahn nutzen? Welchen Effekt hätte sie auf den CO2-Ausstoß und die Unfallzahlen auf den Straßen? Sollte sich herausstellen, dass der Nutzen des Projekts deutlich höher ist als die Kosten, rückt eine Förderung vom Bund in greifbare Nähe. Bei einem negativen Ergebnis müsste jedoch wieder komplett neu geplant werden: mit einem kleineren Streckennetz.
Ulms Bürgermeister Gunter Czisch ist zuversichtlich, was das Timing des Projekts angeht: „Wir wollen nächstes Jahr den Antrag stellen.“
Der Geschäftsführer des Vereins Regio-S-Bahn, Oliver Dümmler, ist bei der Terminierung zurückhaltender: „Es wird wohl zwei Jahre dauern, bis die Ergebnisse vorliegen.“ Doch beide sind fest entschlossen, dass sich das bisherige Streckennetz in der Zwischenzeit weiterentwickeln muss.
Die neue S-Bahn kann 500.000 Menschen verbinden
Um dem C02 Ausstoß und dem stetig wachsenden Verkehrsaufkommen richtig zu begegnen, wird die Schiene für beide Bundesländer immer wichtiger. Dass die neue Regio-S-Bahn ein wichtiger infrastruktureller Schritt in der Region wäre, darüber sind sich alle Beteiligten einig.
Daher haben die bayerische und die baden-württembergische Regierung bereits beschlossen, dass sie jeweils ein Sechstel der Kosten für die Nutzen-Kosten-Analyse tragen werden.
Der Rest wird aus den Kassen des Vereins Regio-S-Bahn Donau-Iller, dem die Städte Ulm, Neu-Ulm und Memmingen sowie die Landkreise Unterallgäu, Neu-Ulm, Alb-Donau, Günzburg, Biberach und Heidenheim angehören, finanziert.
Der baden-württembergischen Verkehrsminister Winfried Hermann gab an, dass die Kosten für den Ausbau der Regio-S-Bahn in Baden-Württemberg wohl bei ca. 90 Millionen Euro liegen dürften. In Bayern müsste wahrscheinlich aber deutlich mehr Geld in die Hand genommen werden.
Von On-Demand-Haltestellen bis zur Straßenbeleuchtung mit WLAN: Die Gewinner-Projekte des Deutschen Mobilitätspreises 2019 stehen fest. Unter dem Motto „Intelligent unterwegs: Menschen Bewegen – Lebensräume verbinden“ hatten sich rund 270 Unternehmen, Startups, Forschungseinrichtungen und Vereine um die Auszeichnung beworben, die zum vierten Mal vergeben wird.
Eine Expertenjury aus den Bereichen Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaft und Politik hat die zehn besten Projekte ausgewählt. Prämiert werden sie im November im Rahmen einer feierlichen Übergabe.
Wir stellen Ihnen die Gewinner vor: „munevo Drive“, mit Sitz in Nürnberg, wurde für seine innovative Rollstuhlsteuerung durch Smart Glass ausgezeichnet. Die Rollstühle werden durch einfache Kopfbewegungen manövriert, die von im Glas verbauten Sensoren erkannt und übersetzt werden. „Durch den Einsatz smarter Technologien unterstützen wir Menschen mit Behinderung, selbstständiger zu leben“, sagt CEO Konstantin Madaus.
Das „New Urban Mobility Concept“, hat mit seinem Schaeffler-Paravan Mover neue Maßstäbe der vernetzten und gleichzeitig autonomen Mobilitätslösung entwickelt. Die in Herzogenaurach beheimatete Firma hat ein rein elektronisches Fahrzeug konzipiert, das flexibel gestaltet werden kann und so für diverse Anforderungen bestens geeignet ist. Der Schaeffler-Paravan Mover kann etwa zu einem Taxi bis hin zu einem selbstfahrenden Lieferfahrzeug umgebaut und eingesetzt werden.
Weitere Innovationen und Mobilitätskonzepte:
Milliarden für das deutsche Schienennetz
Um den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um 42% zu senken, baut die Bundesregierung darauf, die Personenbeförderung durch die Bahn bis 2030 zu verdoppeln. Zusätzlich soll auch der Güterverkehr über die Schiene deutlich zunehmen.
Allerdings bringt dieser kühne Plan auch einige Probleme mit sich, denn das deutsche Schienennetz steht am Rande der Belastbarkeit. Daher ist es unabdingbar, dass hohe infrastrukturelle Investitionen von Nöten sind, um dieses Ziel zu erreichen.
Cem Özdemir (MdB) hat bei der Veranstaltung der Parlamentsgruppe Schienenverkehr
(PG Schiene) ein umfassendes Investitionspaket gefordert, mit dem das deutsche Streckennetz wieder auf Vordermann gebracht werden soll. Laut Özdemir sind die Ziele zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes nur mithilfe von „einer starken Schiene als Rückgrat der Verkehrswende“ zu leisten. Dabei richtet er seine Forderungen vor allem gegen den Bund als Eigentümer der Bahn, beziehungsweise des Streckennetzes.
Der Bund habe jedoch, laut der parlamentarischen Staatssekretärin beim Bundesminister der Finanzen, Bettina Hagedorn (MdB), bereits seit 2013 die Mittel zur Instandhaltung und Verbesserung der Schieneninfrastruktur massiv gesteigert.
Als Hauptgrund der nur langsam voranschreitenden Modernisierungsmaßnahmen wird der große Personalmangel genannt, der die Arbeiten deutlich nach hinten zieht und somit immer wieder mit dem Innovationsbestreben der Verantwortlichen aneinanderstößt.
Sabine Leidig (MdB), stellvertretende Vorsitzende der PG Schiene, hat zur Lösung des Problems eigene Vorstellungen: „Wer nur auf die Schiene schaut und nicht alle Verkehrsträger in den Blick nimmt, setzt nicht die richtigen Prioritäten. Seit Jahrzehnten werden viel zu wenige Bundesmittel in Bahnausbau, Modernisierung und Deutschlandtakt investiert, während immer weitere Milliarden in neue Autobahnen fließen. Für mich hat die klimagerechte Verkehrswende höchste Priorität: Die steigenden Steuereinnahmen müssen von der Straße zur Schiene umverteilt werden, sonst bleiben die guten Vorschläge in den Haushaltsverhandlungen stecken.“
Laut einem Gremium Schweizer Experten unter der Leitung von Dr. Peter Füglistaler, Direktor des Schweizerischen Bundesamts für Verkehr, investiere Deutschland viel zu wenig Geld in das Streckensystem. Laut den Experten sei das deutsche Streckennetz derzeit so modern wie das der Schweiz in den 1990igern. Und dabei gilt ein gut ausgebautes und modernes Schienennetz als eine der wichtigsten Aufgaben des Staates, um die Wettbewerbsfähigkeit einer Volkswirtschaft aufrecht zu erhalten.
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